Geschichte und Tradition

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Im Jahr 1971 wird mit der Berufung von Gerhard Fehl der erste Lehrstuhl für Planungstheorie an der RWTH Aachen eingerichtet. Seine Gründung ist eine Reaktion auf die „Planungseuphorie“ der 1960er Jahre und verbunden mit dem Wunsch nach einer Systematisierung der Planungsforschung und des Planungswissens. Prof. Dr. Gerhard Fehl bringt die Erkenntnisse aus den planungstheoretischen Diskursen im angloamerikanischen Raum mit, die er während eines Forschungsaufenthalts in den USA gewinnen konnte. Ab Mitte der 1970er Jahre erfolgt ein Prozess der Umorientierung der Lehr- und Forschungstätigkeit von systemtheoretischen Fragestellungen hin zur Planungsgeschichte – als einer historisch fundierten Theorie des Planens und Gestaltens der Stadt seit dem beginnenden 19. Jahrhundert. Die „Produktion von Stadt“ wird als Begriff prägend für einen Forschungsansatz, der den Zusammenhang zwischen Stadtplanung und der Gesellschaft herstellt – und nicht nur die politisch-ökonomische, sondern auch die soziale und kulturelle Dimension der Produktion von Stadt als Resultat der Aktivitäten und Interessen zahlreicher öffentlicher und privater Akteure aufgreift. Themen wie Stadterneuerung, Stadtumbau, Wohnungsbau, Leitbilder der Stadtentwicklung sowie das Planen und Steuern ziehen sich seit jener Zeit wie ein roter Faden durch die Lehrstuhlaktivitäten.

Nach der Emeritierung von Gerhard Fehl 1996 leiten Dr. Tilman Harlander und Dr. Ursula von Petz den Lehrstuhl in Vertretung bis zur Berufung von Prof. Dr. Klaus Selle im Jahr 2001. Klaus Selle lehrte zuvor am Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung der Universität Hannover das Fach „Freiraumpolitik und Planungskommunikation“. Er setzt neue Schwerpunkte, die auch durch die Umbenennung des Lehrstuhls 2005 in Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung nach außen deutlich werden. Die thematische Neuakzentuierung spiegelt sich vor allem in vier miteinander verknüpften Leitthemen der Stadtentwicklung wider: Planen und Steuern im Wandel, Planungskommunikation, öffentliche Räume und Bestandsentwicklung.Kommunikation ist ein zentrales Thema der Lehr-, Forschungs- und Erprobungstätigkeit von Klaus Selle.Dabei geht es nicht nur um Bürgerbeteiligung, sondern um Dialoge und Verständigungsprozesse zwischen einer Vielzahl von Akteuren. Der Lehrstuhl setzt sich in dieser Zeit mit der Gestaltung unterschiedlicher Kommunikationsprozesse in Theorie, Konzeption und Praxis kontinuierlich auseinander. Die regelmäßigen Pt-Tagungen seit 2002 zeigen ebenso wie die Veröffentlichungen – unter anderem in der Edition stadt | entwicklung – das breite Spektrum der stadtplanerisch relevanten Fragestellungen, die darüber hinaus in der Lehre und Forschung von Klaus Selle und dem Lehrstuhlteam bis zu seinem Ausscheiden im Februar 2018 bearbeitet wurden.