Akteursperspektiven auf Beteiligung an der Stadtteilentwicklung
- Actor's perspectives on participation in neighbourhood development
Schröder, Caroline; Selle, Klaus (Thesis advisor)
Aachen : Publikationsserver der RWTH Aachen University (2007, 2008)
Doktorarbeit
Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2007
Kurzfassung
Problematisch für eine Auseinandersetzung mit Beteiligung sind die vielfältigen Bedeutungszuweisungen und Operationalisierungsmöglichkeiten des Begriffs. Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung von Perspektiven auf informelle Beteiligung an der Stadtteilentwicklung in Theorie und Praxis. Durch interdisziplinäre Literatur- und Internetanalysen sowie drei Fallstudien mit leitfadengestützten Interviews in Berliner Quartieren werden diese Perspektiven exploriert. Ausgegangen wird davon, dass - ähnlich wie in der Literatur - in der Praxis verschiedene Perspektiven auf Beteiligung existieren, die in unterschiedlichen Interessen, Motivationen und Erwartungen der Akteure begründet sind. Darüber hinaus wird angenommen, dass Akteure in Zukunft stärker auf gemeinsame Bezugspunkte wie gemeinsame Verständnisse von Zielen, Begriffsinhalten und Handlungsprinzipien sowie Synergieeffekte und Wechselwirkungen von Akteurshandeln angewiesen sind, welche in wissenschaftlichen Handlungs- und Erklärungsmodellen bisher nur teilweise beschrieben werden. In der Analyse zeigte sich, dass Akteure in der Praxis ähnliche Perspektiven auf Handeln in Beteiligungsprozessen haben und dass diese Perspektiven weniger auf Akteursgruppen zurückzuführen sind, denn auf subjektiv eingeschätzte Handlungsmöglichkeiten, Akteurskonstellationen und Rahmenbedingungen in den Quartieren. So spielte zum Beispiel die Produktion sichtbarer Ergebnisse für die Akteure eine wichtige Rolle, sie galt sogar als entscheidendes Bewertungskriterium für den Erfolg der Beteiligungsprozesse bzw. eigenen Engagements. Darüber hinaus wurde deutlich, dass individuelles Handeln immer auch im Kontext aller Akteure gesehen wird. So wurde zum Beispiel akteursgruppenübergreifend auf die Bedeutung direkter Kommunikation, Rückkopplung, gegenseitiger Wertschätzung und ähnlicher Rechte bzw. Pflichten aller Akteure verwiesen und Motivationen bzw. Demotivationen durch Bürger, Verwaltungs- und Politikakteure sowie Quartiermanager beschrieben. Auch die Transparenz der Rahmenbedingungen, Strukturen, Rollen und verfügbaren Ressourcen wurde als wichtige Voraussetzung für eine Einschätzung individueller Handlungsmöglichkeiten benannt. Dennoch definierten die Befragten Beteiligung an der Stadtteilentwicklung unterschiedlich nach Formen und Graden, Rollenzuschreibungen und Handlungsprinzipien. Darüber hinaus hinterfragten sie in der Literatur angenommene Verbindungen von Beteiligungsprozessen zu bürgerschaftlichem Engagement, lokaler Demokratie und Lebensqualität. Diese Ergebnisse bieten für die Praxis konkrete Hinweise, wie die begriffliche Vielfalt von "Beteiligung an der Stadtteilentwicklung" besser gefasst werden kann. Für die Forschung zu Beteiligung auf Stadtteilebene ist es darüber hinaus sinnvoll, die Übertragbarkeit der Ergebnisse dieser Arbeit Erfahrungen anhand systematisierter Ergebnisse aus der Praxis zu überprüfen und ggf. existierende wissenschaftliche Beschreibungs- und Erklärungsmodelle zu Akteurshandeln und Beteiligung auf Stadtteilebene zu hinterfragen.
Identifikationsnummern
- URN: urn:nbn:de:hbz:82-opus-20903
- RWTH PUBLICATIONS: RWTH-CONV-112620