Bürgerstiftungen als Akteure der Stadtentwicklung : Erkundung der Beiträge von Bürgerstiftungen zur Entwicklung von Stadt und Region

  • Community foundations as urban development actors : investigating foundations’ contributions for urban and regional development

Wolf, André Christian; Selle, Klaus (Thesis advisor)

Aachen : Publikationsserver der RWTH Aachen University (2009)
Doktorarbeit

Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2009

Kurzfassung

In immer mehr Städten und Regionen in Deutschland stoßen Bürgerstiftungen auf großes Interesse. Seit Gründung der Stadt Stiftung Gütersloh als erste Bürgerstiftung nach Vorbild amerikanischer "Community Foundations" im Jahre 1996 sind in Deutschland in über 150 Städten und Gemeinden Bürgerstiftungen gegründet worden, Tendenz steigend. Sowohl die beachtliche Gründungsdynamik als auch die Absicht von Bürgerstiftungen, Stadt und Region "bewahren", "fördern", "mitgestalten" oder "weiter entwickeln" zu wollen, werden in dieser Arbeit zum Anlass genommen, die Tätigkeiten lokal und regional tätiger Bürgerstiftungen explorativ zu erkunden und Antworten auf die Fragen zu finden, welche Beiträge Bürgerstiftungen zur Entwicklung von Stadt und Region leisten können und welche Rolle dabei Kooperationen mit anderen Akteuren der Stadtentwicklung spielen. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass der in der Literatur stark auf die Frage der finanziellen Leistungsfähigkeit von Bürgerstiftungen verengte Fokus zu weiten ist. Zum einen sind die Vermögen von Bürgerstiftungen stark konzentriert, so dass die Mehrheit der Bürgerstiftungen nur über eine geringe finanzielle Leistungsfähigkeit verfügt. Zum anderen erschöpfen sich die Beiträge von Bürgerstiftungen nicht allein im "Scheckausfüllen" bzw. in der Finanzierung und Förderung gemeinnütziger Projekte. Es ist ihre Multifunktionalität, die es Bürgerstiftungen ermöglicht, auf vielfältige Weise an der Entwicklung von Stadt und Region mitzuwirken. Gerade weil sie sich nicht nur als Finanzier und Förderer von Projekten Dritter betätigen, sondern auch Projekte arrangieren, akquirieren, moderieren, betreiben, vermitteln und vermarkten können, gelingt es Bürgerstiftungen, Impulse zum Bewahren, Fördern und Mitgestalten von Stadt und Region zu geben. Art und Umfang der Beiträge von Bürgerstiftungen sind jedoch ganz wesentlich abhängig von der Bereitschaft anderer Akteure aus Staat, Markt und Drittem Sektor, Bürgerstiftungen zu unterstützen. Kooperationen sind für Bürgerstiftungen genauso wichtig wie Geld-, Zeit- und Ideenstifter, und Bürgerstiftungen sind insbesondere auf öffentliche Akteure als Kooperationspartner angewiesen. Insofern gilt das einfache Bild von Stiftungsarbeit "hier die Stiftungen - dort die Destinatäre" für Bürgerstiftungen nicht. Für die weiterführende Auseinandersetzung mit Bürgerstiftungen werden die Befunde der Arbeit in Thesen zusammengefasst. Diese beziehen sich auf die Stärkung der Multifunktionalität von Bürgerstiftungen und das Erfordernis, dass die Tätigkeiten von Bürgerstiftungen an lokalen und regionalen Problemen ansetzen und bedarfsorientiert entwickelt werden müssen. Überdies erfordert das Wachstum von Bürgerstiftungen eine Professionalisierung der Organisationen und ihre Arbeit bedarf in besonderem Maße der Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Schließlich wird argumentiert, dass Kooperationen Bürgerstiftungen die Chance einer demokratischen Mitwirkung an der Entwicklung von Stadt und Region bieten, und dass das dynamische Wachstum von Bürgerstiftungen von öffentlichen Akteuren verlangt, sich verstärkt mit Bürgerstiftungen auseinanderzusetzen. Die Arbeit schließt mit dem Ausblick, dass sich der aktuelle Trend des Bürgerstiftungswachstums für die nächste Dekade vorerst weiter fortschreiben lässt. Bürgerstiftungen werden in Zukunft immer häufiger an der Entwicklung von Stadt und Region mitwirken. Es gilt jedoch, Möglichkeiten wie Grenzen im Auge zu behalten, wenn es zu einem sinnvollen Miteinander von Bürgerstiftungen und öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Aktivitäten kommen soll.

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