Öffentliche Räume unter Schrumpfungsbedingungen

  • Public space under conditions of shrinking / vorgelegt von Nina Overhageböck

Overhageböck, Nina; Selle, Klaus (Thesis advisor)

Aachen : Publikationsserver der RWTH Aachen University (2009)
Doktorarbeit

Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2009

Kurzfassung

Der Dissertation liegt die zentrale Frage zugrunde, welche Wirkungen die Schrumpfung einer Stadt, d.h. deren Bevölkerungsrückgang, wirtschaftlicher Niedergang sowie die desolaten Kommunalfinanzen einerseits auf die öffentlichen Räume haben und wie sich andererseits der Umgang der kommunalen Stadtplanung mit diesem zentralen Handlungsfeld unter Schrumpfungsbedingungen gestaltet. Im Fokus steht die Situation in Deutschland. Bislang liegen zu dem Thema "Öffentliche Räume im Strukturwandel" lediglich einzelne Beobachtungen und Beschreibungen, aber keine fundierten wissenschaftlichen Darstellungen vor, wenngleich bis heute viele planungspraktische Erfahrungen mit Zwischennutzungsprojekten und Aufwertungsmaßnahmen vor allem in ostdeutschen Kommunen gemacht werden konnten. Gleichzeitig deuten die Prognosen darauf hin, dass zukünftig Bevölkerungsrückgang und wirtschaftlicher Niedergang bestimmende Kennzeichen der Stadtentwicklung in vielen Städten sein werden. Ziel ist es daher, ein bislang wenig erschlossenes Forschungsfeld durch eine Sekundäranalyse des vorhandenen Wissensbestandes sowie eine empirische Analyse mittels Experteninterviews erstmals zu erschließen. Die Ergebnisse der beiden Untersuchungen zeigen, dass Schrumpfung sowohl eine Vielzahl räumlicher Veränderungen als auch einen Wandel im Handeln kommunaler Stadtplaner im zentralen Handlungsfeld des öffentlichen Raumes erzeugt. Zu diesen Auswirkungen zählen: 1. ein quantitatives Wachstum öffentlicher Räume, 2. eine geringere Nutzungsdichte, 3. eine veränderte Nutzerstruktur, 4. eine nachlassende soziale Kontrolle, 5. eine strategische Schwerpunktsetzung in Bezug auf Grün- und Freiflächen sowie 6. ein umfassendes Management öffentlicher Räume durch die kommunalen Akteure. Unter Schrumpfungsbedingungen setzt sich also vor diesem Hintergrund ein bereits in anderen städtischen Kontexten beobachteter Wandel öffentlicher Räume fort. Er erfasst insbesondere die traditionellen Kennzeichen und die Position kommunaler Akteure in der Weise, dass - so eine Schlussfolgerung der Dissertation - einerseits die stadtsoziologischen Schlüsselbegriffe zur Beschreibung, Erfassung und Erklärung öffentlicher Räume unter Schrumpfungsbedingungen nicht mehr passend erscheinen. Andererseits wird die Produktion des städtischen Außenraumes da an seine Grenzen stoßen, wo vor allem die Kooperationsbereitschaft und Mitwirkung der Bürger und Flächeneigentümer sowie externe Fördermittel nicht mehr passgenau ineinandergreifen. Abschließend wird in der Dissertation der weitere Forschungsbedarf formuliert. Dieser wird insbesondere in der Verbreiterung der empirischen Basis gesehen, um zukünftig auch auf repräsentative Daten zurückgreifen zu können. Darüber hinaus haben sich durch die Analyse des Wissensbestandes und der Experteninterviews einzelne Forschungsfelder besonders herauskristallisiert, die einer weiteren Durchdringung bedürfen. Zu ihnen zählen das Verhalten der Bürger und die Nutzung öffentlicher Räume ebenso wie die Zusammenarbeit zwischen der kommunalen Stadtplanung und den Bürgern.

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