Potenziale von Bürgerstiftungen im Kontext nachhaltiger Stadtentwicklung

  • Opportunities of citizens foundations according to sustainable urban development

Valentin, Anke; Selle, Klaus (Thesis advisor)

Aachen : Publikationsserver der RWTH Aachen University (2011)
Doktorarbeit

Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2011

Kurzfassung

Ausgangspunkt der vorliegenden Dissertation war die Beobachtung, dass sich zunehmend Bürgerstiftungen in Deutschland gründen, die sich der Idee der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlen. Daher untersucht diese Arbeit die Schnittstelle zweier Prozesse: dem der nachhaltigen Stadtentwicklung und dem der Bürgerstiftungsbewegung. Offensichtliche Gemeinsamkeiten lassen sind bereits auf den ersten Blick ausmachen. So haben beide bundesweite Relevanz, sind lokal verankert und langfristig auf eine Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt oder Gemeinde ausgerichtet. Im Gegensatz zu vielen anderen lokalen Initiativen, decken beide Prozesse ein breites inhaltliches Spektrum ab und beziehen Bürgernähe und -beteiligung als grundlegende Bausteine mit ein. Andere Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede sind eher versteckt und wurden über Recherchen, Fallbeispiele und Experteninterviews in Erfahrung gebracht, um der Frage nachzugehen, welche Grenzen und Möglichkeiten Bürgerstiftungen im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung haben. Vor diesem Hintergrund stehen in der Dissertation drei aufeinander aufbauende Forschungsfragen: • Erste Forschungsfrage: Welche Anforderungen ergeben sich aus der Programmatik der nachhaltigen Stadtentwicklung für Bürgerstiftungen? • Zweite Forschungsfrage: A. In welcher Weise setzen Bürgerstiftungen die Anforderungen nachhaltiger Stadtentwicklung um? B. Welche Gründe nennen die Stiftungsakteure für ihr Handeln? • Dritte Forschungsfrage: Welche Grenzen und eigene Wege von Bürgerstiftungen zur Mitgestaltung einer nachhaltigen Stadtentwicklung bestehen? Anhand des Transfers der Ziele der Nachhaltigkeitsprogramme auf die Bürgerstiftung konnte ermittelt werden, wann eine Bürgerstiftung im Sinne nachhaltiger Stadtentwicklung agiert. Diese Ziele werden in vier Bereiche eingeteilt und bei drei zuvor ausgewählten Bürgerstiftungen auf ihre Umsetzung hin überprüft. Ergänzt durch die Erfahrungen von vier Experten und einer Expertin ergeben sich Feststellungen und Empfehlungen, die nachfolgend auszugsweise vorgestellt werden: Inhaltlicher Output - zu definieren als ökologische, ökonomische und soziale Ausrichtung der Projekte und Maßnahmen. • Die Bürgerstiftung kann die Breite der in den Nachhaltigkeitsprogrammen angestrebten Inhalte abdecken und sollte dies auch tun - entweder über operative Projekte oder indem sie über Förderungen andere gemeinnützige Einrichtungen für bestimmte Themen einbezieht. • Trotz des lokalen Bezugs ist auch eine Berücksichtigung der Entwicklungszusammenarbeit möglich, wie Stiftungsprojekte zum fairen Handel zeigen. Vernetzung / kooperative Instrumente -zu definieren als horizontale und vertikale Kooperationen innerhalb der lokalen Akteure. • Die Erfahrung zeigt, dass Stiftungen - nicht nur Bürgerstiftungen - im Rahmen der Stadtentwicklung zunehmend die Funktion von Moderatorinnen einnehmen. • Im Rahmen der notwendigen Profilierung empfiehlt es sich, weniger die inhaltliche Profilierung voranzutreiben als vielmehr darauf hin zu arbeiten, eine zentrale Position in den lokalen Netzwerken zu erlangen, um diese im Sinne der Nachhaltigkeit miteinander zu verknüpfen. Bürgerschaftliches Engagement als partizipatives Instrument - zu definieren als interne Stiftungsstrukturen sowie Motivationswirkung zu mehr Bürgerengagement. • In der Aufbauphase ist es für die Stifter empfehlenswert erst einmal im direkten Umfeld nach Mitstreiterinnen und Mitstreitern zu suchen. • Über das Gewinnen von Stiftern hinaus, sollte die Stiftung die Chance nutzen, über Projekte punktuelle Unterstützer einzubinden, um verschiedene Bevölkerungsgruppen anzusprechen. • Da die Stiftungsarbeit auf der Mitwirkung Ehrenamtlicher basiert, sollte es feste Ansprechpartner geben, die sich um die ehrenamtlich Aktiven kümmern. Schlüsselinstrumente: Planerische und finanzielle Instrumente - zu definieren als charakteristische Instrumente der Stiftung und der nachhaltigen Stadtentwicklung. • Ein wesentliches Instrument der Bürgerstiftung ist die Kapitalanlage. Hier sollte darauf geachtet werden, dass diese dem Stiftungszweck entspricht, um eine doppelte Dividende zu erzielen. • Um in der Breite agieren zu können und damit einer nachhaltigen Stadtentwicklung gerecht zu werden, sollte die Bürgerstiftung sowohl fördernd als auch operativ tätig sein: Auf diese Weise können einerseits in operativen Projekten Schwerpunkte gesetzt werden, während andererseits gezielt lokale Akteure gefördert werden, um die notwendige Vielfalt abzudecken. • Durch gezielte Zusammenarbeit mit der Verwaltung hat die Bürgerstiftung die Möglichkeit, auch in solchen Bereichen Einfluss auf eine nachhaltige Stadtentwicklung zu nehmen, in denen gesellschaftliche Gruppen sonst keine Handhabe haben. Die Ergebnisse zeigen, welche Rolle die Bürgerstiftung im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung spielen kann und wo sie auf dem Weg dorthin die Schwerpunkte legen sollte.

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